Zwei Blondinen – zweimal Abschied

Zwei Blondinen – zweimal Abschied

„Das schönste Blond, das das deutsche Fernsehen zu bieten hat!“ So stellte Moderator Dirk Böhling die beiden Startschützinnen Sonya Kraus und Barbara Schöneberger vor. Sie entfachten in der Halle einen selten zuvor so erlebten Medienrummel. Der wollte auch nicht enden, als die Beiden längst den obligatorischen Schuss absolviert hatten. Doch viele hatten den Schuss nicht gehört. Und Frank Minder musste sie mit sanfter Gewalt von der Bahn befördern. Eher mit der Hand. Denn seine ohnehin stets strapazierten Stimmbänder wollten gar nicht mehr.
„Die Angst fährt zwar immer irgendwie mit. Aber damit, also mit Stürzen, müssen wir immer rechnen“, erinnerte sich Alexander Aeschbach an den schweren Massensturz vor genau einem Jahr. Keine Ausfaller – so hieß es am Ende dieses Rennens. Und das, obwohl es in der Nacht vom Dach auf die Bahn tropfte. Eine dicke abschmelzende Schneeschicht war der Verursacher. Die Jagd wurde abgebrochen, bevor etwas passieren konnte.
Es ging natürlich später weiter. Franko Marvulli und Bruno Risi fuhren nach einem spannenden Reifen-an-Reifen-Rennen am Schlusstag aufs Siegertreppchen. Nur acht Punkte vor den rundengleichen Robert Bartko und Ilio Keisse.
Der Belgier, im Vorjahr wegen Dopingverdachtes kurzfristig ausgeladen, durfte wieder mitfahren. Er hatte stets seine Unschuld beteuert, war aber dennoch aus seinem Rennstall entlassen worden und hatte drei Monate keine Engagements. Doch der belgische Radsportverband sprach Keisse schließlich frei. Doping war nicht nachzuweisen. „Ich war dem Abgrund ganz nah“, beschrieb er seinen Seelenzustand bis zur völligen Rehabilitation. In Rotterdam, dem Rennen vor Bremen, wurde Keisse zunächst zurückhaltend begrüßt. Doch nach seinem Sieg mit Danny Stam wurde er dann doch gefeiert. Und in Bremen verpasste er den Sieg nur knapp.
Und wieder schrumpfte das Feld altbekannter Radprofis. Nach Zabel im Vorjahr, der nur in der Loge saß, wurden Andreas Beikirch und Bruno Risi aus dem Sechstage-Zirkus verabschiedet, wobei Risi sich mit seinem Sieg das schönste Abschiedsgeschenk selbst machte. Aber mit Eric Mohs und Marcel Barth fuhren sich zwei Nachwuchsfahrer ein wenig ins Rampenlicht. (kpb)

 

Die Sieger des 46. Rennens:

Bruno Risi/Franko Marvulli (Schweiz).

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