Frauen an der Waffe? Nur bei den Sixdays o.k.

Frauen an der Waffe? Nur bei den Sixdays o.k.

Es knisterte vor dem Start des Rennens gewaltig. Vor allem zwischen Didi Thurau und Andreas Kappes. Die beiden waren kurz zuvor beim Rennen in Köln in der Schlussnacht sportlich und verbal ziemlich aneinander geraten. So mahnte Patrick Sercu: „Verhaltet Euch sportlich. Ich dulde keine Animositäten“. Um etwas Dampf aus dem Kessel zu nehmen, gaben sich die beiden Streithähne zunächst lammfromm. Auf die Frage, wer denn gewinnen würde, meinten beide: Danny Clark und Anthony Doyle – sie seien sehr gut drauf. Und tatsächlich – es trat so ein. Das australisch-englische Paar gewann knapp vor Kappes/Roman Hermann. Didi Thurau spielte, gemeinsam mit Urs Freuler auf Platz sechs keine Rolle. Und auch die Sieger von Köln, die Belgier Stan Tourne/Etienne de Wilde, gewannen nicht. Dabei hatten sie in Köln noch vom „Privatkrieg“ zwischen Thurau und Kappes profitiert und völlig überraschend Platz eins belegt.
Mit einer großen Show waren die Sixdays eröffnet worden. Die Radprofis fuhren unter dem Gejohle der Zuschauer mit Rikschas vor. Und eine Frau schoss – gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Wedemeier – das Rennen an: Entertainerin Desiré Nosbusch. Frauen an der Waffe? Für die Bundeswehr war das in diesen Tagen überhaupt kein Thema. „Keine Frauen in die Bundeswehr für den freiwilligen Dienst mit oder ohne Waffe“ titelte diese Zeitung. Nun ja, für die Sixdays durfte eine Frau dann doch den Abzug drücken.
Eine der wesentlichsten Änderungen war die Verkürzung der Veranstaltung um einen Tag. Weil sich nach den langen Nächten am Freitag, Samstag und Montag am Dienstagabend nur noch recht wenige Zuschauer einfanden, entschlossen sich die Verantwortlichen zur Kürzung. Schluss war schon am Dienstag. Und noch etwas änderte sich grundlegend: Aus den früher verspotteten „Drecks-Days“ oder „Sex-Days“ wurde eine seriöse Veranstaltung. Der Autoscooter und die Kirmes-Atmosphäre wurden aus Halle 4 verbannt, die Dekoration mit Schnoor-Motiven ansehnlicher, aus der Fress-Gasse eine Delikatessen-Avenue und aus der lauten Disco eine Show- und Varietee-Bühne.
Sportlich war auf der Bürgerweide die Hölle los. Nicht nur beim Sechstagerennen in den Hallen 1 bis 4. Denn gleichzeitig  stieg in Halle 5 das Volleyball-Nationenturnier vor 4000 Besuchern.  Und nebenan in der damals noch existierenden Eislaufhalle sahen 1000 Zuschauer dem Eishockey-Spitzenspiel Bremer ERB gegen REV Bremerhaven zu. Kein Wunder, dass die Telefonanlage streikte. Überlastung. (kpb)

 

Die Sieger des 24. Rennens:

Danny Clark/Anthony Doyle (Australien/England)

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