Ein Haudrauf schießt an

Ein Haudrauf schießt an

Eigentlich hätte es ja ein rasanter Auftakt werden müssen. Aber Bud Spencer, Leinwandheld und Haudrauf so mancher Italo-Western, war zahm wie ein Schoßhündchen. Selbst die Begegnung mit Bremens bekanntesten „Haudrauf“,  Catcher Otto Wanz, blieb ruhig. Shake hands, das wars. Ein müder Auftakt – so stand es am nächsten Tag in dieser Zeitung.
Alles andere als müde ging es im Umfeld von Patrick Sercu zu. Sprintstar Michael Hübner sagte kurzfristig seine Teilnahme am Sprinter-Cup ab. Und Ersatz war so kurz vor den Olympischen Spielen in Barcelona nicht zu bekommen. Ein Publikumsliebling weniger.
Ein anderer war aber dabei: Urs Freuler. Im Vorjahr zunächst wegen Dopingvorwürfen gesperrt, dann aber rehabilitiert, war rechtzeitig wieder „entsperrt“ worden. Und dann war ja auch noch Andreas Kappes vor Ort. Mit seinem Wunschpartner Etienne de Wilde war er kurz zuvor in Köln nur Zweiter geworden. Als Titelverteidiger sah er sich zunächst jedoch nicht in der Favoritenrollen. „Favoriten sind die anderen“, stapelte Kappes tief – er wohnte inzwischen in Hinterzarten und verriet, dass er im Mai seine Marion in Köln heiraten werde. Dass es am Ende ein unglaublich rasantes Finale werden würde, war zunächst nicht zu ahnen. Gleich fünf Paare gingen rundengleich in die letzte Jagd, nur durch knappe Punktekonten getrennt. Sieger konnte nur werden, wer einen Rundenvorsprung herausfahren würde. Kein Wunder, dass sich die Favoriten gegenseitig belauerten. Erst vier Minuten vor Schluss attackieren Kappes/de Wilde, strampelten sich die Beine aus dem Leib und brauchten drei unendlich lange Minuten, um endlich den Rundengewinn zu schaffen. Mehr noch: Kappes flog in den letzten zehn Runden sogar noch am Feld vorbei und gewann den letzten Spurt. Die Zuschauer standen längst auf Tischen und Bänken und jubelten den Protagonisten auf der Bahn zu.
Schelte gab es am Ende der Veranstaltung für Heinz Seesing. Der Hallendirektor vermeldete immer neue Besucher-Rekorde, obwohl der subjektive Eindruck manchmal ein anderer war. In einem offenen Brief dieser Redaktion hieß es: „Wir brauchen keine Rekordsucht, um eine Veranstaltung für gut zu befinden“. (kpb)

 

Die Sieger des 28. Rennens:

Andreas Kappes/Etienne de Wilde (Bremen/Belgien)

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