Dieter Kemper teilt aus

Dieter Kemper teilt aus

Noch bevor ein Schwer- und ein Leichtgewicht – Catcher Otto Wanz und „Ekel Alfred Tetzlaff“ alias Heinz Schubert – die 22 Fahrer mit einem Doppelschuss auf die Reise schickten, sorgte Dieter Kemper für einen Skandal. Er warf den Verantwortlichen in Bremen in einem Radiointerview ganz offen vor, dass Prämiengelder in „dunklen Kanälen“ verschwinden würden und dass er im Vorjahr viel zu wenig Prämiengeld erhalten habe. „Billige Retourkutsche“, konterten Willi Röper und Hans Claussen, Sportlicher Leiter und Hallen-Direktor. „Der ärgert sich doch nur, dass er keinen Vertrag bekommen hat“. Im Gegensatz zu „Schläger“ Wolfgang Schulze, der im Jahr zuvor disqualifiziert worden war, diesmal aber ganz zahm blieb. Vielleicht war die Schlägerei vom Vorjahr auch ein Grund, Kemper nicht zu berücksichtigen. Zudem zeigte der 36-Jährige zuletzt, wie Claussen unterstrich, nur noch schwache Leistungen.
Sportlich dominierten Patrick Sercu und René Pijnen. Das belgisch-niederländische Paar lag stets im Vorderfeld, konnte aber erst in der letzten Jagd den entscheidenden Rundenvorsprung herausholen. Sechs Paare – das hatte es bis dahin noch nicht gegeben – waren rundengleich in die letzte Jagd gegangen. 13 Minuten vor Schluss, genau um 22.45 Uhr, machte Patrick Sercu ernst. Einer der schnellste Sprinter auf den Sechstagebahnen schoss seinen Konkurrenten auf und davon und René Pijnen war stark genug, den einmal gewonnenen Vorsprung zum Rundengewinn auszubauen. Zum Publikumsliebling avancierte Willy Debosscher, der zwar im Rundenwirbel mit 27 Runden Rückstand unterging, aber bei den Ausscheidungs- und Prämienfahrten in letzter Sekunde noch einen Fahrer hinter sich ließ und dabei – zur Freude der Zuschauer – auch manchmal frech sein Hinterteil entblößte. Viele von ihnen hatten sich, besonders in der „Nacht der langen Messer“ von Sonnabend auf Sonntag, nur auf dem Schwarzmarkt vor der Halle Karten besorgen können. 100 Mark wurden gefordert (für eine 28-Mark-Stehplatzkarte) – und auch bezahlt. Kritik gab es im Übrigen an der Bahn, deren große Tore in den fest installierten Kurven sich nicht mehr recht schließen ließen. Die wenigen Millimeter Differenz machten den Fahrer schwer zu schaffen. Die 22 „Popo-Meter“ der elf Fahrerpaare rebellierten heftig. „Eine neue Bahn muss her“ hieß es, aber bei Kosten von über 300.000 Mark winkten die Verantwortlichen (noch) ab. (kpb)

 

Die Sieger des 11. Rennens:
Patrick Sercu/René Pijnen (Belgien/Niederlande)

Zurück