Auch Leistung geht durch den Magen …

Auch Leistung geht durch den Magen …

Werfen wir in unserer heutigen Folge mal einen  Blick zurück in die Sechstage-Küche. Nein, nicht in die Gerüchteküche, sondern in die für die Fahrer. Hier schwang Helga Damker  seit vier Jahren verantwortlich den Kochlöffel. Zuvor sorgte ihr verstorbener Mann Hans-Georg mit ihr für das leibliche Wohl vieler Sportler. Auch für das der Fußball-Nationalmannschaft. Seit 1963 war das Ehepaar verantwortlich für Generationen von Leistungssportlern, kannte ihre Marotten und Vorlieben. Von Rudi Altigs Appetit auf Muscheln und Rotwein hatten wir in einer anderen Folge schon berichtet. Altig bestand darauf, seine Kalbshaxe persönlich mit Bier zu übergießen. Für Klaus Bugdahl mussten die Filetspitzen halbroh serviert werden. Als Beilage gab es leicht gegrillte Tomaten. „Die ausländischen Fahrer haben mehr Sonderwünsche als die deutschen“, berichtete Helga Damker fröhlich. Der Engländer Tony Doyle beispielsweise bringe es fertig, sich den gesamten Sechstage-Winter von Cordon Bleu mit Spaghetti, Butter und Käse zu ernähren. Und noch ein Schmankerl: Steher-Weltmeister Walter Bucher orderte einmal „Hähnchen knusprig“. Eine Küchenkraft verstand „Spaghetti mit Mostrich“. Es wurde so serviert – und fortan bestand der Schweizer immer auf diese für den Gourmet sicherlich schockierende Kombination.
Zurück zum Rennen, das „Traumschiff-Steward“ Sascha Hehn anschoss. Wieder waren Schnee und Eis die unerwünschten Begleiter. Gleich vier Fahrer kamen verspätet an, Gert Frank sogar erst eine knappe Stunde vor dem Start. Auch Anthony Doyles Flieger hob im Londoner Nebel erst sehr spät ab, andere steckten auf der Autobahn im Stau. Wenngleich für verspätetes Erscheinen heftige (Geld)-Strafen drohten, machte der Sportliche Leiter Patrick Sercu keinen Gebrauch davon: Höhere Gewalt – das ließ er gelten. Dass auch Straßenstars bei Hallenrennen Lehrgeld zahlen müssen, musste Tour-de-France-Gewinner Laurent Fignon erkennen. Der mit 60 000 D-Mark Festgage gelockte Franzose spielte im Sechstage-Karussel gemeinsam mit Anthony Doyle keine Rolle und wurde am Ende mit zehn Runden Rückstand abgeschlagen Siebter. Viel besser schnitt Jungprofi Andreas Kappes ab, der mit Routinier René Pijnen immerhin Vierter wurde und als „freundlichster Sechstage-Starter“ mit einer Traum-Schiffsreise belohnt wurde. Erneut vorn: Dietrich Thurau, diesmal mit dem erfahrenen Danny Clark.  Sie gewannen das Finale mit Rundenvorsprung. Stress hatte es noch kurz zuvor gegeben, als Patrick Sercu den Schwarzwälder Horst Schütz wegen Meckerei und Disziplinlosigkeit disqualifizierte. „Mir ist der Kragen geplatzt“, argumentierte Sercu. Und weiter: „Der fährt nie wieder hier“. Tatsächlich taucht der Name nicht mehr in den Bremer Ergebnislisten auf – nach immerhin 12 Teilnahmen. (kpb)

 

Die Sieger des 23. Rennens:

Dietrich Thurau/Danny Clark (Frankfurt/Australien)

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