Ärger mit „Didi“ und dem Leck im Dach

Ärger mit „Didi“ und dem Leck im Dach

Wer schießt das 20. Sechstagerennen an? Zum Jubiläum sollte es schon ein Prominenter sein. Aber alle Gerüchte, die von Dallas-TV-Star J.R. Ewinig alias Larry Hagmann über Astronaut Ulf Merbold oder Boxlegende Max Schmeling reichten, trafen nicht zu. Die Verantwortlichen hielten eisern dicht, ehe sie das Geheimnis lüfteten: Es war Show-Blondine Marlene Charell, die gemeinsam mit dem Olympia-Rad-Goldvierer den Startschuss abgab. Sportlichen Krach gab es dennoch: Weil Superstar Didi Thurau nicht zur traditionellen Fahrerbesprechung kam, sondern wegen eines Autobahn-Staus erst zwei Stunden später eintrudelte, gab es gleich die erste Strafe. Allerdings nur symbolische 100 D-Mark, die der Superstar locker aus der Höchstgagen-Portokasse bezahlte.
Immerhin: 300.000 D-Mark Gagen und zusätzlich 250.000 D-Mark an Prämien gab es zu gewinnen. „Wir können uns als das mit Abstand größte und spektakulärste Sechstagerennen der Welt nicht lumpen lassen“, merkten die Hallendirektoren Hans Claussen und Heinz Seesing zu diesem Thema an.
Sportlich war also alles im grünen Bereich, nicht aber im Umfeld. Es leckte mal wieder durch das Hallendach. Der Start der ersten Jagd verzögerte sich um fast zwei Stunden und auch später kam es zu einigen Verzögerungen. Und Thurau hatte weiteren Stress – Als Letzter angekommen suchte er vergeblich ein Bett in einem der Schlafräume, in denen dann auch noch eine Matratze fehlte. „Ich geh ins Parkhotel, wenn ich nicht gleich ein Bett bekomme“, herrschte er Udo Hempel, der zum zweiten Mal die sportliche Leitung hatte, an. Das aber ging gar nicht, denn noch durften die Fahrer die Halle nicht verlassen. Das war Gesetz!
Sein Hallendebüt feierte der Bremer Andreas Kappes – allerdings noch als Juniorfahrer. Der 17-Jährige war kurz zuvor in Neuseeland Weltmeister im Punktefahren geworden. Der Radsport-Verband kürte ihn zum Nachwuchsfahrer des Jahres. Sein Talent stellte er schon jetzt unter Beweis. Nichts unter Beweis stellen mussten Dietrich Thurau und Albert Fritz. Das Frankfurt/Bremen-Paar setzte sich am Schlusstag knapp mit 16 Punkten Vorsprung vor den Engländern Wiggins/Doyle durch. 118.500 Zuschauer melden die Verantwortlichen für die sechs Nachmittage und sieben Abende. Etwas weniger als in den Jahren zuvor. Der erhoffte zweimillionste Besucher allerdings passierte noch nicht den Halleneingang.

 

Die Sieger des 20. Rennens:
Dietrich Thurau/Albert Fritz (Frankfurt/Bremen)

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